Impfungen

gehören zu den segensreichsten Errungenschaften der Medizin überhaupt. Nach historischen Überlieferungen aus China und Indien erfolgten Impfungen schon im Altertum vor über 3500 Jahren gegen Pocken, die sogenannte Variolisierung erfolgte bis ins 18. Jahrhundert im arabischen Raum, erst Anfang des 19. Jahrhunderts setzte sich die Erkenntnis auch in Europa durch und führte zu den ersten Impfprogrammen, 1976 galten die Pocken so als ausgerottet.

Durch Impfungen ist es gelungen viele Infektionskrankheiten, die noch vor kurzer Zeit zu lebensbedrohlichen Zuständen führten und die Generation unserer Großeltern und weiter zurückliegende Generationen in Angst und Schrecken versetzten (Ende des 19. Jahrhunderts starb jedes 2. Kind bis zum 10. Lebensjahr an einer Infektionskrankheit!)  auszurotten (Pocken – weltweit / Polio – in Deutschland), oder zumindest soweit zurückzudrängen, dass die Gefahr von einer Komplikation dieser Erkrankungen geschädigt zu werden, oder gar daran zu sterben, für Menschen  in den Industrieländern sehr gering geworden ist.

Dank wirkungsvoller und relativ ungefährlicher Impfungen (die Impfstoffe wurden im Laufe ihrer Entwicklung immer besser und sicherer) sind viele  Infektionskrankheiten heute gar nicht mehr bekannt.

Impfungen schützen in zweierlei Hinsicht


Zunächst erhält der „Impfling” einen ihn schützenden Individualschutz, weiterhin entsteht durch Impfung Vieler eine  so genannte „Herdenimmunität”, ab einem bestimmten Anteil geimpfter Personen in der Gesamtpopulation tritt auch für nicht geimpfte Personen ein indirekter Schutz ein. Wenn weniger als 80 % der Bevölkerung gegen eine  Erkrankung geimpft sind, so ist mit einer erneute Verbreitung der Erkrankung zu rechnen.
Bei Erkrankungen, die nur von einem auf den nächsten Menschen übertragen werden können, ist es möglich diesen Krankheitserreger durch geeignete Impfprogramme auszurotten.

Da viele der Erkrankungen, gegen die wir heute üblicherweise impfen, kaum noch auftreten, sind sie den Eltern der derzeitigen und  kommenden Generationen gar nicht mehr bekannt. Verständlicherweise resultiert hieraus ein Hinterfragen des aktuellen Impfprogramms. Auch werden die Gefahren unerwünschter Nebenwirkungen von Laien, aber auch von  medizinisch gebildeten Berufsgruppen in den Vordergrund gerückt. Bedenklich wird es dann, wenn streitbare Impfgegner und Impfbefürworter sich mit teilweise unsachlichen Argumenten in der Öffentlichkeit streiten. Dies kann dann zu einer erheblichen Verunsicherung insbesondere bei den Eltern führen.

Überprüft man den Impfschutz von Erwachsenen, so findet man in vielen Fällen einen unzureichenden Impfschutz. Impfungen sind  nämlich kein „Kinderkram“, sondern auch für Erwachsene (zumindest Tetanus, Diphtherie, Polio und Keuchhusten) dringend erforderlich (s.o.).

 

Häufige Argumente Impfungen nicht durchzuführen:

 

Erkrankungen sind weniger oder ähnlich gefährlich wie die Impfungen! Weshalb soll ich dann impfen?

 

Falsch! Aus ethischen Gründen muss eine Schutzimpfung schon eine deutlich geringere Komplikationsrate als die „Wilderkrankung” haben. Kein Arzt würde ein Medikament geben, bei dem die Nebenwirkungen den Nutzen überwiegen!

 

Impfungen lösen Allergien aus.

Falsch! In vielen Studien wurde die allergieauslösende Wirkung der gängigen Impfstoffe untersucht. Es konnten bisher keine allergieauslösenden Mechanismen festgestellt werden. Es gibt jedoch Unverträglichkeitsreaktionen gegen Bestandteile der Impfstoffe (z.B. Konservierungsstoffe). Tritt eine solche ausgeprägte Reaktion auf, sollte evtl. der Impfstoff gewechselt werden oder Auffrischungsimpfungen vorsichtiger vorgenommen werden. Bestimmte Impfstoffe werden auf Hühnerzellen gezüchtet. Wenn es keine Alternative gibt, können diese Impfstoffe bei einer nachgewiesenen schweren Hühnereiweiß-Allergie vor der Verwendung auf ihre Verträglichkeit getestet werden. Die von Homöopathen und Naturheilkundlern postulierte Allergiehäufung nach Impfungen basiert auf persönliche Erfahrung, die zu einer Hypothese (wissenschaftlichen Behauptung) führt und ist wissenschaftlich nicht belegt. Es gibt sogar Hinweise, dass Impfungen vor Allergien schützen können.

 

Durch Impfstoffe werden Erkrankungen übertragen.

Falsch! Impfstoffe enthalten Bestandteile der Erreger oder abgeschwächte Krankheitserreger – keine Blutprodukte!

 

Mehrfachimpfungen belasten das Immunsystem mehr als Einzelimpfungen und haben mehr Nebenwirkungen.

Falsch! Der gesunde immunkompetente Organismus verkraften eine Vielzahl gleichzeitig auftretender Krankheitserreger (Busfahrt im überfüllten Bus im Winter!) und bildet parallel gegen alle Erreger Abwehrstoffe. Die Impfungen einzeln durchzuführen bedeutet nur mehr Injektionen vorzunehmen und vermehrt Konservierungsstoffe zuzuführen, da jeder Impfstoff, egal wie viele Komponenten er enthält, die in etwa gleiche Menge an Konservierungsstoffen enthält. Der immunologische Prozess wird jedes Mal erneut gestartet.

 

Wenn das Kind gestillt wird reicht das zunächst zur Prophylaxe von Kinderkrankheiten.

Falsch! Nur in der Vormilch (Kolostrum) sind spezifische Antikörper enthalten. Die reife Muttermilch enthält unzureichende Mengen an Antikörpern, die dann auch noch im Verdauungstrakt „verdaut” werden, bevor sie ihre Arbeit aufnehmen können. Außerdem haben Antikörper nur eine bedingte Lebensdauer, wenn die überschritten ist („Nestschutz”), muss der Organismus selbst für Schutz sorgen.

 

Wenn man die Impfungen später vornimmt, ist das Immunsystem mehr ausgereift.

Falsch! Das Immunsystem ist zum Zeitpunkt der Geburt in der Lage den Organismus vor Krankheitserregern zu schützen und seine Abwehrfunktion aufzunehmen (sonst wären die Menschen schon längst ausgestorben!). Grundsätzlich gilt, das der Impfschutz so früh wie möglich einsetzen soll, da insbesondere gegen Erkrankungen geimpft wird, die für Säuglinge besonders gefährlich sind:

  • Pertussis (Keuchhusten) - hier besteht bei Säuglingen die Gefahr der sogenannten stummen Anfälle, die zum Erstickungstod des Kindes führen können.
  • HIB (Hirnhautentzündung) - tritt im Säuglingsalter besonders häufig und dramatisch auf.
  • Hepatitis B - verläuft als eigentliche Erkrankung zwar milder als im späteren Alter, die Gefahr einer chronischen Hepatitis, die dann zwangsläufig zur Leberzirrhose und zum Leberzellkrebs führt ist aber, je jünger der Erkrankte ist, desto größer.
  • Diphtherie - „der Würgeengel der Kinder” verläuft im Säuglingsalter besonders dramatisch.
  • Tetanus (Wundstarkrampf) - sollte bis zum Krabbelalter mindestens zwei Mal geimpft sein, damit das Kind bei seinen ersten Verletzungen geschützt ist.
  • Rotaviren (Brechdurchfall) – ist eine hochansteckende Magendarmerkrankung, je jünger der Erkrankte, desto schlimmer, jeder 6te erkrankte Säugling muss stationär teils für Wochen behandelt werden.

Durch-gemachte (-gelebte) Kinderkrankheiten sind wichtig für die Entwicklung des Kindes.

Bedingt richtig! Jede fieberhafte Erkrankung erfordert Zuwendung und bringt uns durch das gemeinsame Erlebnis der Erkrankung wieder näher zusammen. Nach diesem „Reset“ blüht das Kind mit neuer Energie förmlich wieder auf und macht hierbei Entwicklungssprünge. Fieberhafte oder andere Erkrankungen gibt es gerade im Winterhalbjahr viele, hierzu bedarf es nicht der wenigen Erkrankungen, gegen die wir wegen ihrer Komplikationen glücklicherweise impfen können.